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Spaniens Perspektiven auf Insektenmehl in Lebensmitteln

  • Autorenbild: Dipl. oec. Traute Kaufmann
    Dipl. oec. Traute Kaufmann
  • 4. Aug.
  • 5 Min. Lesezeit

Spanien

Spanien zeigt eine gespaltene Haltung zu Insektenmehl. Die Industrie, angeführt von Unternehmen wie der Tebrio-Farm, unterstützt Insektenmehl als nachhaltige Proteinquelle, während wissenschaftliche Bedenken zu Parasiten und Allergien sowie kulturelle Vorbehalte die Akzeptanz der Verbraucher einschränken. Jüngere Generationen sind offener, ältere jedoch skeptisch. Die öffentliche Debatte wird durch negative Informationen erschwert, trotz der Kennzeichnungsvorschriften der EU .


Spanien positioniert sich als Vorreiter in der Produktion von Insektenmehl in Europa

In Salamanca entsteht die weltweit größte Insektenfarm, betrieben von der oben bereits genannten Biotech-Firma Tebrio, die jährlich 100.000 Tonnen Produkte aus Mehlwürmern (Tenebrio molitor) herstellen soll Das Unternehmen wirbt auf seiner Webseite: "Tebrio is the world’s leading company in the production and processing of the insect Tenebrio molitor" [1]. Ziel ist es, Insektenmehl sowohl für Lebensmittel als auch für Tierfutter zu produzieren, im Einklang mit der EU-Agenda für nachhaltige Proteinquellen [2] . Tebrio plant zudem die erste Fabrik für Grillenmehl in Spanien, um Insektenmehl in Supermärkten für Produkte wie Brot, Nudeln oder Snacks zu etablieren [3]. Dies deutet auf ein starkes industrielles Interesse an Insektenmehl hin. Die Zeitung El Confidencial betont zudem, dass die Produktion in Salamanca alle Entwicklungsstadien des Mehlwurms nutzt (Ei, Larve, Puppe, Käfer) [4].


Parlamentarische Anfrage über wissenschaftliche Bedenken betreffend Parasitenbefall

Spanische Forscher haben potenzielle Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit Insektenmehl

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untersucht [5]. Darüber hinaus belegt eine Studie, die in einer parlamentarischen Anfrage zitiert wird, dass der Konsum von Insekten mit Risiken durch parasitäre Krank-heiten verbunden ist, die sowohl für Menschen als auch für Tiere gefährlich sein können. In der Studie wurden Proben aus 300 Insektenfarmen in Mitteleuropa untersucht, darunter Mehlwurm-, Heimchen-, Madagaskar-Fauchschaben- und Wanderheuschreckenfarmen. Das Ergebnis war alarmierend: 81,3 % der Farmen (244 von 300) waren von Parasiten befallen. In 68,7 % der Fälle betraf der Befall nur die Insekten, in 35,3 % der Fälle waren die Parasiten potenziell gefährlich für Tiere und in 30,3 % der Fälle auch für den Menschen. Laut der Anfrage, könnte ein solcher Parasitenbefall Risiken wie Wachstumsverzögerungen, Hypofertilität, Ödeme, Gelbsucht, Leberkrebs oder allergische Reaktionen mit sich bringen . Personen mit Allergien gegen Schalentiere oder Hausstaubmilben sind laut den Experten besonders gefährdet. [6].

Die Antwort des Paralmentariers Olivér Várhelyi auf diese parlamentarische Anfrage, lautet im Kern (Zitat)): "[...]. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kam im Jahr 2015 in einem wissenschaftlichen Gutachten mit einem Risikoprofil in Bezug auf Produktion und Verzehr von Insekten als Lebens- und Futtermittel zu folgendem Schluss: <QT.START>„</QT.START>Trotz des dokumentierten Auftretens von Parasiten in Insekten und des Zusammenhangs zwischen sporadischen parasitären Erkrankungen beim Menschen und dem Insektenverzehr (in bestimmten Drittländern) würden in einer ordnungsgemäß verwalteten geschlossenen Farmumgebung alle für den Abschluss der Lebenszyklen von Parasiten erforderlichen Wirte fehlen, und eine geeignete Behandlung vor dem Verzehr, mithilfe von Einfrieren und Abkochen, kann Risiken beseitigen.<QT.END>“</QT.END>" [...]. [7]


Kulturelle Aspekte: Die jüngeren Verbraucher sind offen gegenüber Insektenmehl

Spanien hat eine starke kulinarische Tradition mit Fokus auf regionale Produkte wie Jamón Ibérico oder Meeresfrüchten, was die Akzeptanz von Insektenmehl als „fremde“ Zutat erschweren könnte. Eine von el Mundo zitierte Umfrage von Heristo AG soll besagen, dass ältere Verbraucher in Europa, einschließlich Spanien, Insektenmehl skeptisch gegenüberstehen, während 35 % der Männer bereit wären, solche Produkte zu konsumieren, wenn sie schmackhaft sind. Jüngere Generationen (14–29 Jahre) sind offener, da sie Nachhaltigkeit priorisieren, was darauf hindeutet, dass die Akzeptanz in Spanien altersabhängig variiert. [8]


Die öffentliche Debatte ist von Gegensätzen geprägt

Die Debatte über Insektenmehl in Spanien ist von gemischten Reaktionen geprägt. Einige Medien und soziale Plattformen verbreiten die Sorge, dass das Insektenmehl den Verbrauchern ungefragt untergemischt werden könnte. Die EU-Verordnung (EU) 2025/89 schreibt jedoch eine klare Kennzeichnung vor, bspw. entfettetes Pulver aus Acheta domesticus (Hausgrille) auf der Verpackung anzuführen um Transparenz zu gewährleisten [9].


Spanien orientiert sich an der EU und macht keinerlei Einschränkungen

Die Verantwortlichen in Spanien halten sich an die EU-Novel-Food-Verordnung (VO (EU) 2015/2283), die Sicherheitsprüfungen durch die EFSA vorschreibt. Die neueste Zulassung betrifft UV-behandeltes Mehlwurmpulver (vom Februar 2025) durch die französische Firma Nutri’Earth mit Höchstmengen von 1–4 g pro 100 g Lebensmittel - siehe dazu auch den Blog hier. Im Gegensatz zu Italien, das Insektenmehl in traditionellen Lebensmitteln wie Pizza und Pasta verbietet, gibt es in Spanien keine spezifischen nationalen Einschränkungen.


Wer keine Insektenzutaten in Lebensmitteln übersehen möchte, macht es wie viele andere zufriedene Nutzer und überprüft seine Lebensmitteleinkäufe mit der App www.insectinspect.app

auf Insektenmehl, Insektenfett und andere Inhaltsstoffe.


Die App kann den EAN-Code und die Zutatenliste auslesen und bietet daher höchste Trefferquoten

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Lesen Sie mit dem Scanner Ihres Smartphones den EAN-Code aus und lassen Sie sich unerwünschte Insektenzutaten zuverlässig anzeigen. Und natürlich funktioniert die App auch zur Überprüfung von Hunde- und Katzenfutter auf unerwünschte Insektenbeigaben von Hausgrille, Mehlkäfer, Heuschrecke und Buffalowurm.

Die App kann - anders als vergleichbare Apps - auch die Zutatenliste auslesen und ist daher unabhängig von der Funktionsfähigleit des EAN-Codes. Das ist wichtig, weil sehr viele EAN-Codes nicht in den offiziellen Datenbanken wie bspw. die Open Food Fact hinterlegt sind. Hier greifen vergleichbare Apps ins Leere und zeigen oft ein Fragezeichen an, weil sie die Zutaten nicht auslesen können. InsectInspect.app lässt sie hier nicht im Stich, was besonders bei regional angebotenen Lebensmitteln wichtig ist, da diese in der Regel nicht in offiziellen Datenbanken hinterlegt sind. Die App ist sowohl als iOS, als auch für Androids erhältlich. Auf dieser Webseite finden Sie die Links zum Apple Shop und zu Google Play, wo Sie das Produkt für einen Kleinstbetrag erwerben und auf Ihr Smarphone herunterladen können.


Quellen:

[1] Tebrio https://tebrio.com/en/ abgerufen am 04.08.2025.

[2] La Gaceta, 18. April 2025: La mayor granja de insectos del mundo llega a Salamanca con la harina de gusano como «producto estrella» para cumplir la Agenda 2030. Abgerufen von https://gaceta.es/espana/la-mayor-granja-de-insectos-del-mundo-llega-a-salamanca-con-la-harina-de-gusano-como-producto-estrella-para-cumplir-la-agenda-2030-20250401-1207/, am 04.08.2025.

[3] Ebenda.

[4] El Confidencial, 2025. Abgerufen von https://elconfidencial.com. am 04.08.2025.

[5] Calleja, C.A., Machado, C. G. , De Juan, D.J., González, R. C. (30.01.2023): Investigadores de la ULE alertan de los riesgos para la salud del consumo de insectos,. Studie der Universität León (ULe). Veröffentlicht in https://www.agrodiario.com und in The Conversation (Mai 2022): Riesgos del consumo de insectos como alimento“.

[6] Gałęcki, R. & Sokół, R. (08.07.2019): A parasitological evaluation of edible insects – PMC, NIH. In: National Library of Medicin.. Abgerufen von https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC6613697/ am 04.08.2025. Zitiert in: Europäisches Parlament (05.02.2025): Risiken von Insekten in Lebensmitteln. Parlamentarische Anfrage - E-000538/2025. Abgerufen von https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/E-10-2025-000538_DE.html am 04.08.2025.

[7] Olivér Várhelyi (12.05.2025): Antwort von Olivér Várhelyi im Namen der Europäischen Kommission. Abgerufen von https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/E-10-2025-000538-ASW_DE.html am 04.08.2025.

[8] Sekundärzitat in El Mundo 20.03.2022): Los insectos como alimento: ¿aceptación o rechazo en España?. Abgerufen von https://www.elmundo.es. Original für Deutschland: Heristo AG (10.11.2024): Generationenfrage Food. Abgerufen von https://www.heristo.de/de/newsroom/generationenbarometer-food-so-essen-jung-und-alt-in-deutschland am 04.08.2025.

[9] El Confidencial, 2025. Abgerufen von https://elconfidencial.com am 04.08.2025.


Bildnachweise

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